Die CDU Deutschlands trauert um Ministerpräsident a. D. Prof. Dr. Bernhard Vogel. Mit ihm verliert die Union einen verdienten Christdemokraten und Ausnahmepolitiker, der das Gesicht der Bundesrepublik Deutschland geprägt und sich über Parteigrenzen bleibendes Ansehen erworben hat.

Geboren wird Bernhard Vogel am 19. Dezember 1932 in Göttingen, er ist der jüngere Bruder des späteren SPD-Politikers Hans-Jochen Vogel. Nach seinem Abitur studiert er Politikwissenschaft, Geschichte, Soziologie und Volkswirtschaft in München und Heidelberg. 1960 wird er bei Dolf Sternberger mit der Arbeit „Die Unabhängigen in den Kommunalwahlen westdeutscher Länder“ promoviert. Eigentlich strebt Bernhard Vogel eine Karriere in der Wissenschaft an. Doch es kommt ganz anders zum ersten, aber nicht zum letzten Mal.

Bereits seit 1960 ist er Mitglied der CDU und steigt zügig auf: in der Partei und in der Landespolitik Rheinland-Pfalz. Sieben Jahre später ist Bernhard Vogel Vorsitzender des CDU-Bezirksverbandes Pfalz und Kultusminister. Der Jung-Politiker hat eine Riesenaufgabe vor sich: Das rheinland-pfälzische Bildungssystem ist in die Jahre gekommen, und Bernhard Vogel, gerade einmal Mitte 30, erkennt das, reformiert es grundlegend und schafft in Trier und Kaiserslautern zwei neue Universitäten. Vogel selbst reift zu einem der profiliertesten Bildungspolitiker im Land, seine Lösungen und Entscheidungen machen Schule.

Wer an Bernhard Vogel Wege nachvollzieht, die politischen genauso wie die persönlichen, begegnet immer wieder auch Helmut Kohl. Sie studieren gemeinsam in Heidelberg, freunden sich an und gehen in die Politik. Der eine folgt dabei auf den anderen. Und das gleich zweimal. Als Helmut Kohl 1973 Bundesvorsitzender der CDU wird, bewirbt sich Bernhard Vogel erfolgreich um dessen Nachfolge in Rheinland-Pfalz. Als Helmut Kohl 1976 als Oppositionsführer nach Bonn geht, beerbt Bernhard Vogel ihn als Ministerpräsident in Mainz und bleibt es zwölf Jahre lang.

Danach ist Schluss mit der aktiven Politik. Eigentlich. Bernhard Vogel wird Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung. Doch 1992 herrscht im Freistaat Thüringen eine Regierungskrise, und so wird er von Helmut Kohl gebeten, Ministerpräsident zu werden.

Es ist kein unbekanntes Land, im Gegenteil. Nachweislich elf Reisen in die DDR hat Bernhard Vogel schon vor dem Mauerfall als Ministerpräsident unternommen, so viele wie wohl kein anderer Politiker der alten Bundesrepublik. Er sagt zunächst ab und schließlich doch zu. So wird er zum ersten und bis heute einzigen Ministerpräsidenten in zwei Bundesländern.

Seine Thüringer Jahre (1992-2003) empfindet Bernhard Vogel als das größte Abenteuer seines Lebens. Einfach wird es nicht. So muss er feststellen: Fast noch schwieriger als das Regieren ist das Telefonieren. Mitunter muss Bernhard Vogel auf die Anhöhe des Steigerwalds fahren, um Empfang zu haben. Das Deutsche Museum in München, so hat er später erzählt, ließ damals anfragen, ob es die Erfurter Telefonzentrale bekommen könnte. Das sei die älteste Anlage, die sich in Deutschland noch in Betrieb befinde.

Einerseits fühlt sich Bernhard Vogel im Freistaat, so berichtet er später, wie auf einem „großen Verbandsplatz“, wo „viel geheilt werden“ muss. Andererseits ist da nicht nur die Last der Vergangenheit, da ist auch Lust auf Zukunft. Diese Lust gepaart mit dem gutem Regierungshandwerk sorgt wesentlich dafür, dass der Freistaat – zusammen mit dem Sachsen unter Kurt Biedenkopf – zur viel bewunderten Region im Osten aufsteigen wird; zu einem Land, das nach jahrzehntelanger Planwirtschaft zur Sozialen Marktwirtschaft findet – und damit zur Blüte. Und Bernhard Vogel steht in den Geschichtsbüchern – als erfolgreicher Ministerpräsident in gleich zwei Bundesländern. Er selbst hat dazu angemerkt: Das sei im Grunde nicht sein Verdienst, sondern die Folge der der deutschen Wiedervereinigung.

Bernhard Vogel wusste, dass neue Zeiten und neue Herausforderungen neue Antworten erfordern. Zugleich hat er immer darauf Wert gelegt, dass Christdemokaten Politik auf der Grundlage des ‚C‘ machen. An den drei ersten Grundsatzprogrammen der CDU hat er mitgewirkt und nicht wenige Formulierungen entstammen seiner Feder, besonders jene zum christlichen Menschenbild.

Was auch immer du tust, tu es klug und bedenke das Ende.“

Das war das Lebensmotto von Bernhard Vogel. Es hängt heute von Bernhard Vogel handschriftlich zu Papier gebracht an der Lebensmotto-Wand im Konrad-Adenauer-Haus, nahe dem Helmut-Kohl-Saal. Dort trifft sich der Bundesvorstand, dem Bernhard Vogel von 1975 bis 2006 angehört hat. Eine bleibende Erinnerung an einen besonderen Menschen. Aber nicht die einzige Erinnerung.

Bernhard Vogel ist im Alter von 92 Jahren gestorben. Die CDU Deutschlands wird ihm ein ehrendes Andenken bewahren.