Werden Frauen anders wahrgenommen?
Zusammengefasst:
- Die Frontfrau
- Die Zeit der Leitwölfe ist vorbei!
- Führen Frauen anders?
- Netzwerk für Frauen zur Chefsache machen!
Das erste Treffen des neuen CDU-Netzwerks WOMAN@CDU #KOMMUNAL: Bunte Blusen, Tücher, Kleider und Blazer - ein Blick in die Sitzreihen der Diskussionsrunde „Frauen in Politik und Medien” lässt diese Frage nahezu zu einer rhetorischen werden.
Ganz sicher werden Frauen anders wahrgenommen! Selten war eine Veranstaltung in der CDU-Zentrale in Berlin so bunt, lebendig und lebhaft. Und genau darum geht es auch den beiden Diskussionsführerinnen Ines Claus und Julia Becker: Alles muss abgebildet sein – in der Redaktion wie auch in der Politik. „Dann erreichen wir auch alle Zielgruppen in der Gesellschaft.“ So die Erfahrung von Julia Becker. Seit 2018 ist sie die Aufsichtsratsvorsitzende der FUNKE Mediengruppe. 116 Marken gehören heute zum Medienhaus – von überregionalen Zeitungen über Radio- und TV- Formate bis hin zu Lifestylemagazinen, Online- und Jobportalen. Sie hat damit die Zügel des deutschlandweit drittgrößten Verlagshauses in der Hand – mit der Besonderheit als Frau diesen Vorsitz auszufüllen.
Die Frontfrau
Auch ihre Gesprächspartnerin teilt diese immer noch viel zu seltene Eigenschaftskombination: weiblich und Vorsitz! Ines Claus ist Fraktionsvorsitzende der CDU Hessen. Gerade erst, am 8. Oktober 2023, konnte sie gemeinsam mit CDU-Ministerpräsident Boris Rhein einen überragenden Sieg bei der Landtagswahl feiern.
Das bringt einige Fragen mit sich. Begonnen mit der, warum es so ungewöhnlich ist, als Frau die Position der Chefin wahrzunehmen. Julia Becker entscheidet über Gremien eines ganzen Verlagshauses und über die Zukunftsfähigkeit ihres 75 Jahre alten Familienunternehmens im Journalismus. Auch ihre Schwester und ihr Bruder hätten als Gesellschafter für den Vorsitz zur Verfügung gestanden. Die Wahrheit ist aber, bemerkt Becker: „Neben mir und meiner Schwester saßen nur Männer am Tisch, die sich das anders vorgestellt haben.“ Dennoch wurde sie gewählt, als es um die Nachfolge im Aufsichtsrat ging – einstimmig, auch von allen anwesenden Männern.
Bei Funke ist man sich heute einig: Die Aufsichtsratsvorsitzende fällt nicht in das altbekannte Raster ihrer männlichen Pendants. „Wir müssen uns nicht jedes Jahr aufs Neue von der Geschäftsführung erzählen lassen, wie großartig wir sind“, erklärt Becker. Ihr Fokus ist ein anderer: „Ich habe auch in die Schmuddelecken geschaut und dahin, wo es nicht so gut klappt.“ Und genau dort hat sie als Vorsitzende keine Mühen gescheut, Beratung von außen zu holen. So wurden Meilensteine bewältigt, wie etwa die Transformation zur Digitalisierung. Eine Riesenaufgabe, betont Becker, „doch der größte Schritt liegt hinter uns. Zahlenmäßig sind wir wirtschaftlich auf gutem Weg als Familienunternehmen“, freut sie sich. Denn am Ende, so Becker „wollen wir gut zusammenarbeiten“.
Die Zeit der Leitwölfe ist vorbei!
Es sind nicht nur die ‚Schmuddelecken‘, mit denen weibliche Führungskräfte anders oder überhaupt erst einmal umgehen. Es gehört mehr dazu. Ines Claus ist sich einig mit Beckers Überzeugung: „Die Zeit der Leitwölfe ist vorbei! Frauen traut man es nicht zu und dann ist man überrascht“, weiß die Vorsitzende der Landtagsfraktion aus eigener Erfahrung.
In der Medienbranche ist Becker auf der anderen Seite damit vertraut, dass sie als mittelalte Blondine oft verwechselt wird mit der Verlegerwitwe, die qualifiziertes Personal braucht. Die ältere Dame, der einfach die Themen vorgekaut werden können, ist eine weitere Vorstellung, die ihr aus der männlichen Führungswelt bekannt sind.
„Ich bin die einzige Frau und ich bin hier allein. Aber ich bin Eigentümerin und ich bin nicht zu beschädigen, in dem man Kollegen schlimme Geschichten erzählt und dann bin ich raus.“ Für sie als Eigentümerin ist klar, es geht nicht darum, den Unternehmensplan zu erzählen. Es geht darum, zu sagen, „der Plan ist so, weil …! Begründungen gehören dazu. Was nicht dazu gehört ist das Von oben herab gegenüber Mitarbeitern. Bei der FUNKE Mediengruppe wird jeder Mitarbeiter gehört - egal ob männlich oder weiblich, egal ob Führungspersonal oder einfache Mitarbeiter.“
Führen Frauen anders?
Julia Becker geht es nicht darum das meiste an Gewinn herauszuholen, damit der Bonus stimmt. „Wir sind keine Schaumfabrik! Wir liefern der Gesellschaft wichtige Inhalte. Dann kommt der ‚Best Output‘ für unser Zusammenleben. Das ist mein Ziel für einen Weg, der zukunftssichernd ist.“ Bei der Funke Mediengruppe ist klar und wichtig: Frauen machen eine andere Art von Content – Inhalt – und haben einen anderen Blick auf die Themen. Das ist kein besserer Blick, aber ein anderer. Der gehört genauso dazu, um das Gesamtbild der Gesellschaft widerzuspiegeln.
Auch Ines Claus kennt diesen Eindruck: „Ich erklär‘ euch die Welt mit dem erhobenen Zeigefinger – das funktioniert nicht mehr.“ Beide sind sich aus eigener Erfahrung einig: Das führt einzig dazu, dass die nachfolgende Generation zu dem Schluss kommt, so möchte ich es nicht machen.
Die Aufsichtsratsvorsitzende Becker verrät: Ihre drei Töchter möchten alle nicht in die Medienwirtschaft gehen. Doch für sie selbst steht die konkrete Verantwortung von Frauen in Führungspositionen absolut fest: dass diese Chefinnen andere Frauen nachfolgen lassen.
Netzwerk für Frauen zur Chefsache machen!
Auch Ines Claus sieht das Nachfolgen von Frauen in der Politik und damit in der CDU als eine Grundvoraussetzung. Als Hessens CDU-Fraktionsvorsitzende richtet sie ihren Wunsch an die eingeladenen Kommunalpolitikerinnen: „Machen Sie das Netzwerk für Frauen zur Chefsache! Nur so ist Nachzug möglich. Nur so erfolgt ein Austausch, der für uns Frauen naturgegeben ist. Nur so kann die CDU in Zukunft leben, nach vorne gehen und für junge Menschen ein Ansprechpartner sein.” Beide sind sich einig, egal ob Politik oder Medien: Bei uns ist jede und jeder gleichrangig!
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